Ben Bova ist ein routinierter Autor, der sein Handwerk versteht. Dramaturgie, Figurenentwicklung, das kleine Fünkchen mysteriöse Spannung und viele antagonistische Kräfte, die sich den Helden der Geschichte in den Weg stellen: Alles ist perfekt komponiert.
Es geht um den ersten bemannten Flug zum Mars, eine internationale Kraftanstrengung, die vor allem auf der politischen Ebene nicht nur Unterstützer kennt. Viele Explorer-SF-Autoren würden die Ereignisse nun chronologisch Auffädeln und versuchen, von der Erwartungshaltung des Lesers zu profitieren, damit diese auf dem Weg nicht den Ermüdungstod sterben. Nicht so bei Bova! Schon die ersten Zeilen gelten dem Touchdown auf dem roten Planeten und den ersten Schritten auf dem Mars. Und von da an geht es stramm weiter; die Geschichte wird konsequent vorangetrieben. Alles dreht sich um die eine Frage, die alle Beteiligten antreibt: Gibt es oder gab es Leben auf dem Mars?
Einzelne Rückblenden und Schauplatzwechsel (zur Erde) liefern dann Informationen nach, die den politischen Prozess bis zum Aufbruch und darüber hinaus, die Auswahl der Besatzung und deren Ausbildung angeht. Alles höchst interessante Interludien, die nie stören, die Figurenzeichnung bereichern und einiges erklären, was zunächst vielleicht skurril erschien.
Obwohl das Landungsteam aus vielen sehr interessanten Figuren besteht, ist es eigentlich die Geschichte von Amie, einem Amerikaner mit Navajo-Wurzeln, der nur als Ersatzmann des Ersatzmanns ins Mars-Team aufgenommen wurde. Er erfährt auf dem Weg sehr viel über sich selbst und seine Bestimmung und wächst geradezu über sich hinaus.
Eine „zarte“ Liebesgeschichte, Intrigen, Missgunst und Neid, aber auch Freundschaft, Aufopferung und Heldenmut sind zu finden. Ausreichend Science, gut balanciert mit echtem Abenteuer und Spannung, führt hin zu einem schönen Finale. Ich bin wirklich sehr angetan. Das Buch hat meine Erwartungen erfüllt (im Gegensatz zu diesem Terranauten-Unfall von Boyle!). Ich glaube, seit der Lektüre von Vernes Mond-Abenteuern und Bradburys Mars-Chroniken, die ich als Halbwüchsiger verschlungen habe, hat mich kein Abenteuerroman dieses Subgenres mehr so gefesselt.
Ein Gedanke zum Schluss: Es ist kaum zu glauben, wie anachronistisch ein Roman aus Anfang der 90er Jahre wirken kann. Wenn die Raumfahrer gedruckte Handbücher mit auf den Mars nehmen, ihre Forschungsergebnisse auf Disketten speichern und rein gar nichts per Sprache steuern, um die Hände frei zu haben, fühlt sich das ein wenig seltsam an. Es hat sich wahrlich viel getan, in den letzen 25 Jahren, die dem Buch völlig das technische SF-Feeling rauben. Aber jeder Roman ist ein Kind seiner Zeit ... und Bova halt kein großer Visionär, dafür aber ein sehr guter Geschichtenerzähler.
Viktig notis
PEGI-märkt produkt. Mer information om åldersgränser finns här